Quelle : Siegmund Kolmer
Zeitweiser von 1981


Kontrowers-Izydorowka

Zwei Kilometer südöstlich von Machlinitz (Machliniec) entfernt lag die ruthenische (ukrainische) Gemeinde Isidorowka (polnisch Izydorowka), Kreis Zydaczow, in der 1828 vom Grundherrn Pietruski 8 deutsche Sippen aus dem Egerlande angesiedelt wurden. Jede Sippe bekam 20 Joch Land, für den Aufbau der Gebäude mußte sie selbst aufkommen. Die Nachkommen der ersten Familien gründeten noch weitere 7 Höfe, so daß bei der Bestandsaufnahme 1908 bereits 15 Gehöfte verbanden waren.

Der Bevölkerungsüberschuß von Machlinitz, der Hauptsiedlung, mußte sich auch eine neue Lebensgrundlage suchen. Zu diesem Zwecke kauften mehrere Familien 1899 vom Grafen Dzieduszycki 68 Joch und gründeten die Tochtersiedlung Kontrovers, die aber politisch zur Gemeinde Isidorowka gehörte. Durch weiteren Landkauf von Ruthenen vergrößerte sich der neue Weiler und zählte vor dem ersten Weltkrieg schon 13 Landwirtschaften.

Für die Kinder richtete man eine Notschule ein, in welcher der Landwirt und Hilfslehrer Andreas Böhm in einem Bauernhaus unterrichtete. Die Leistungen waren nicht sehr groß, aber die Eltern waren damit zufrieden. Einen geprüften Lehrer konnte man aus finanziellen Gründen nicht anstellen, und in die polnisch-ukrainische Schule in Isidorowka wollte man die Kinder nicht schicken. Fast zur gleichen Zeit (1911) wie in Drösseldorf wurde auch hier die Privatschule vom k. u. k. Bezirksschulrat gesperrt, die 30 Kinder aus beiden Orten blieben ohne Unterricht auf der Straße.

In ihrer Not wandten sich die Leute an den Bund der christlichen Deutschen in Galizien, der den Beschluß faßte, eine deutsche Privatschule zu bauen. In bereitwilligster Weise sagte auch der Deutsche Schulverein in Wien seine Unterstützung zu und nach einem Jahr sollte mit vereinten Kräften die Schule fertig sein. Am 2. Dezember 1911 gründete man zu diesem Zwecke eine Schulgemeinde, welche die notwendigen behördliche Schritte unternehmen und den Bau leiten und überwachen sollte. An der Spitze stand der bewährte und angesehene Gemeindevorsteher von Machlinitz Christoph Weiß. Nach dem Grundsatz "Einigkeit macht stark" gingen alle an die Arbeit, schafften das Baumaterial heran, zimmerten und hämmerten und konnten bereits am 27. April 1912 "nach 4 Monaten! " das Richtfest feiern, bei dem Christoph Weiß eine sehr zu Herzen gehende Rede hielt und alle anfeuerte, so schnell wie möglich den Schulbau fertig zu stellen. Er ermahnte auch die rivalisierenden Gruppen "hie Kontrovers, hie Isidorowka " zur Einigkeit, damit die hohe Aufgabe bald gelöst werden könne.

Damit die Kinder in ihrer Bildung und Erziehung nicht allzu stark zurückbleiben, schickte der Bund der christlichen Deutschen bald nach der Schließung der Notschule den ausgebildeten Lehrer Roman Sajda hierher, der zunächst in einem Bauernhaus unterrichtete, ohne Bänke und Lehrmittel!

Am 22. September 1912 war es soweit, die neue Schule konnte eingeweiht werden. Wie im Vorjahr in Drösseldorf ließ auch diesmal das Wetter viel zu wünschen übrig. Trotzdem versammelten sich etwa 300 Personen aus Kontrovers, Isidorowka und den benachbarten deutschen Ortschaften, um an der von Pfarrer Anton Schwarz aus Machlinitz vorgenommenen Einweihung teilzunehmen. Der Geistliche richtete an die Versammelten eine kurze Ansprache, in der er betonte, mögen die Eltern ihr Deutschtum und ihre Muttersprache, aber auch ihren Glauben hochhalten.

Weiter wünschte er der deutsch-katholischen Schule ein ersprießliches Gedeihen und viel Erfolg.

Herr Becker überbrachte die Grüße und Glückwünsche der Bundesleitung in Lemberg und stellte die nationale Aufgabe dieser Schule in den Mittelpunkt seiner mit Dankbarkeit aufgenommenen Worte. In einer ausführlichen Rede schilderte Lehrer Sajda den Bildungsauftrag einer deutschen Schule im allgemeinen und bat die Eltern, durch bereitwillige Zusammenarbeit diesen Idealen bei der Erziehung der Kinder möglichst nahe zu kommen. Zuletzt ergriff Christoph Weiß in egerländischer Mundart das Wort und forderte seinerseits die Eltern dazu auf, den Lehrer stets zu unterstützen, selbst eine verläßliche Schulgemeinschaft zu bilden und für die Ausbildung der Kinder den notwendigen ideellen und finanziellen Beitrag zu leisten. An die Kinder richtete er mahnende Worte, sie mögen brav in der Schule sein und gewissenhaft ihre Aufgaben erfüllen. Schließlich dankte er allen, die einen Beitrag zum Schulbau geleistet hatten. Nur einen erwähnte er nicht: sich selber. Christoph Weiß, der die ganze Zeit hindurch den Bau leitete und überwachte, erwarb sich durch seinen Einsatz große Verdienste.

Für Roman Sajda, der vorher einige Monate die neue Schule in Drösseldorf führte, begann anschließend der Schulalltag mit dem normalen Unterricht und den vielen Nebenbeschäftigungen, die eine neue Schule mit sich bringt. Er führte in der folgenden Zeit die Schule zielbewußt voran, steigerte die Leistungen zusehends, so daß ihm mit dem Erlaß des Ministeriums für Kultus und Unterricht vom 8. Oktober 1913 die Lehrbefähigung für deutsche Privatschulen zuerkannt wurde.

Durch die neue Schule und den eigenen Lehrer bekamen die Deutschen von Kontrovers und Isidorowka einen eigenen kulturellen und geistigen Mittelpunkt. Man war nicht mehr auf Machlinitz angewiesen, man konnte selbst Pläne aufstellen und eigene Veranstaltungen durchführen. Dies geschah zum ersten Mal bei der Weihnachtsfeier am 23.Dezember 1913 im geschmückten Klassenraum der eigenen Schule, Im Glanze des hell erleuchteten Christbaumes trugen die Kinder abwechselnd Lieder und Gedichte vor und überraschten die Eltern durch ihr sicheres Auftreten und die überzeugenden Darbietungen. Lehrer Sajda betonte in seiner Ansprache, daß die erste Bescherung nur deshalb möglich wurde, weil der Deutsche Schulverein, der Bund der christlichen Deutschen und der väterlich besorgte Tierarzt Josef Schmidt durch ihre Spenden und Sammlungen erst die Voraussetzungen für die Kinderfreude geschaffen hatten. Als Dank, so führte der Redner aus, verlangten die edlen Spender nur, die Kinder mögen artig und fleißig bleiben. Helle Begeisterung und strahlende Gesichter gab es bei der Verteilung der Geschenke.

Nach zweijährigem Bestehen erhöhte sich die Schülerzahl auf 50, ein Beweis dafür, daß die Schule an Ansehen gewonnen hatte, ein Verdienst des Lehrers Sajda, der bis zum Ende des Schuljahres 1913/14 unterrichtete. Nach Beginn des ersten Weltkrieges brach der Unterricht infolge der russischen Invasion bald zusammen. Lehrer Sajda wurde österreichischer Soldat, an der Ostfront verwundet und 1915 aus der Armee entlassen.

Anschließend war er von 1915/1920 Oberlehrer in Peterswald und Kunzendorf bei Bielitz, danach polnischer Soldat, bei den Kämpfen gegen die Bolschewiken eingesetzt, nach der Entlassung in der Privatindustrie tätig, 1943 Kriegsfreiwilliger bei der deutschen Wehrmacht, Flüchtling und starb 1978 in Aalen/Württemberg. Lehrer Sajda war mit einer Pöchersdorferin verheiratet, aus der Ehe gingen 5 Kinder hervor.

Als die Kampfhandlungen gegen die Russen sich weiter nach dem Osten verlagerten und eine allgemeine Ruhe eintrat, übernahm Lehrer Alois Marschaiek, der vor dem Kriege in Brunndorf bei Grodek tätig war, im Sommer 1916 die Stelle. Obwohl er fast 10 Monate kein Gehalt erhielt, weil die Leute während dieser Notzeit nicht imstande waren, die notwendigen Mittel aus eigenen Kräften aufzubringen, blieb Lehrer Marschaiek auf seinem Posten. Die einzige Vergütung waren die abgeführten Naturalien.

Die älteren Kinder besuchten im Sommer die Schule nur wenig, sie wurden als Hilfskräfte in der Landwirtschaft gebraucht. Die Kleinen erreichten umso größere Erfolge, wenn auch der Schulweg sehr weit war. Die Schule stand nämlich auf freiem Feld zwischen beiden Ortschaften. Die Eltern waren gewillt, die Schließung der Schule nicht zuzulassen und verpflichteten sich bei Besserung der Lage, monatlich 3 Kronen zu zahlen, ganz gleich, ob sie Schulkinder hatten oder nicht. Für manche fiel es schwer, das Schulgeld aufzubringen, aber man wollte es vermeiden, daß die Kinder ohne Unterricht aufwachsen. Lehrer Marschaiek erklärte sich auch bereit, die Kinder armer Eltern ohne Barleistung zu unterrichten. Die Schule besuchten zu der Zeit (Frühjahr 1917) 60 Kinder, darunter waren, wie aus einigen Namen ersehen werden kann, auch Schüler aus den benachbarten Gemeinden. In Machlinitz z. B. war damals die öffentliche Schule noch geschlossen, die Lehrer waren im Kriege.

Es konnte nicht genau festgestellt werden, wie lange Lehrer Marschaiek in Kontrovers-Isidorowka tätig war, aber alles deutet darauf hin, daß er erst nach dem Zerfall Österreichs die Schule verließ und sich nach dem Westen absetzte.

Nach ihm kam Georg Windisch (1919),ein gebürtiger Machlinitzer, der vor dem Kriege in Kaisersdorf (1893—1905) und Bruckenthal (1905 — 1914) angestellt war. Er war ein Voll ausgebildeter Lehrer und versorgte die Schule bis Ende Juni 1923. Die bescheidenen und entbehrungsreichen Zeiten fanden erst 1922 ihren Abschluß, als sich katholische Deutsche aus Oberschlesien bereiterklärten, die Betreuung der Schule zu übernehmen. Damit war die größte Last von den Schultern der nicht mit irdischen Gütern gesegneten Einwohner genommen.

Nach Georg Windisch, der aus Altersgründen die Betreuung der Schule aufgab, übernahm Walter Malisch, der aus Skotchau/Österreich-Schlesien stammte und die Evangelische Lehrerbildungsanstalt in Bielitz absolvierte, die freigewordene Stelle. Er blieb nur zwei Jahre an der Schule und kehrte anschließend wieder in seine Heimat zurück. Da in jener Zeit noch ein großer Mangel an deutsch-katholischen Lehrkräften bestand, war man gezwungen, die qualifizierte ukrainische Lehrerin Maria Lewko anzustellen. Sie beherrschte ziemlich gut die deutsche Sprache und versuchte außer ihrem Schuldienst die Jugendfortbildung aufzubauen. Fräulein Lewko blieb aber nicht bis Ende des Schuljahres 1925/26,ihr Nachfolger bis zur Zeugnisverteilung war Rudolf Voise. Im Buch "Deutsche Lehrerbildung in Bielitz", herausgegeben von der Karl-Volkmar-Stoy-Gemeinde, Stuttgart, wird ein Johann Voise aus Stanislau als Maturant des Jahrgangs 1925 aufgeführt. Ob es sich um die gleiche Person handelt, konnte nicht nachgewiesen werden. Im Tauschverfahren ging 1926/27 Rudolf Voise nach Drösseldorf und Rudolf Niemczyk kam von dort an die hiesige Schule. Der gebürtige Schlesier hatte sich durch seine Ehe mit einer Drösseldorferin bereits gut in der neuen Umgebung eingelebt.

Einen seltenen Besuch erlebte die Schule am 25. Oktober 1927, als der Studienrat und Sejmabgeordnete Krajczyrski nach der Einweihung der neuen Schule in Jammersthai einen Abstecher in die Sprachinsel Machlinitz machte und zwei Stunden lang bei Lehrer Niemczyk dem Unterricht beiwohnte. Der freundliche Gast richtete zum Schluß eine schöne Belehrung an die Kinder. Seine Anwesenheit war sehr wichtig, da der Verband deutscher Katholiken in Kattowitz alle deutsch-katholischen Schulen in Galizien finanziell betreute.

Ansonsten verlief das Schulleben in der Doppelsiedlung recht ruhig. Alle größeren Veranstaltungen fanden in der Zentralgemeinde Machlinitz statt, ganz gleich, ob es sich um kulturelle, gesellschaftliche oder wirtschaftliche handelte.

So wandte sich auch Lehrer Niemczyk immer mehr der großen Nachbargemeinde zu und leistete dort wichtige Aufklärungsarbeit, die zur Gründung von deutschen Genossenschaften führte. Seine Hilfsdienste wurden von allen Landwirten geschätzt und entsprechend gewürdigt. Solche Personen, die sich für alle Belange des Volkes einsetzten, hätten auch vom Staat gefördert werden müssen, auch wenn es sich um Deutsche handelte. Die Ziele der Deutschen in Galizien waren ja recht bescheiden, außer der Wahrung des völkischen Eigenlebens und der Sicherung der wirtschaftlichen Lebensgrundlage hatten sie keine politischen Ambitionen. So war es z. B. bei den Wahlen jedem überlassen, welcher Partei er seine Stimme gab. Die polnischen Parteien zeigten großes Interesse für die Stimmen der Deutschen, aber nur deshalb, um auf diese Weise ein Gegengewicht zu den Ukrainern zu bekommen. Wenn diese Wünsche und Hoffnungen nicht in Erfüllung gingen, dann wurden alle Deutschen angegriffen and in übelster Art diffamiert. Alle Wähler der Machlinitzer Sprachinsel konnte man schlecht verdächtigen. Deshalb suchte man sich einen "Urheber" heraus, der für das schlechte Abschneiden der polnischen Parteien zur "Verantwortung" gezogen werden sollte. Das war nach Auffassung der polnischen Hellseher der Lehrer Rudolf Niemzcyk. Ein an sich unbekanntes Blättchen "Ziemia stanislawowska" (Stanislauer Erde) brachte über die Wahlen im November 1930 ein "Wahlecho", in dem u. a. zu lesen war:

"In den Wahlversammlungen, die in einigen Dörfern des hiesigen Bezirkes abgehalten wurden, hat der Privatlehrer des Schulvereins aus Kontrovers, Niemczyk, erklärt: ,Wir erkennen die Staatshoheit Polens nicht an, deswegen werden wir nur auf die deutsche Liste stimmen, auch dann, wenn sie in diesem Bezirk nicht gesetzlich ist." Es wundert uns, daß dieser Herr noch nicht verhaftet wurde und noch mehr wundert es uns, daß er weiter Dorfschreiber sein darf.' so sahen die Giftpfeile aus, wenn es nicht nach den Wünschen der polnischen Chauvinisten ging. Das ganze Gekritzel war von Anfang bis zum Ende eine faustdicke Lüge, aber daraus ist zu ersehen, wie man versuchte, aus friedlichen Bürgern Staatsfeinde zu machen."

Wenn Lügen auch nur kurze Beine haben, so waren sie aber doch noch kräftig genug, um in die öffentlichen Amtsstuben einzudringen und dort als "Wahrheit" im Interesse des Staates anerkannt zu werden. Die Verleumder erreichten ihr Ziel: mit dem Ablauf des Schuljahres 1932/33 wurde Lehrer Rudolf Niemczyk die Unterrichtserlaubnis entzogen. Wenn ein pflichtbewußter Pädagoge über seinen Schuldienst hinaus seine Freizeit für die Fortbildung der Jugend und die Belange der Allgemeinheit opferte, dann konnte im "freiheitlichen" Polen eine solche Tätigkeit zu einem groben Vergehen gestempelt werden. Für Niemzcyk war damit seine Schullaufbahn beendet, er wurde anschließend eine kürzere Zeit als Wanderlehrer eingesetzt und wechselte dann über zum Verband deutscher landwirtschaftlicher Genossenschaften in Lemberg.

Als Nachfolger übernahm Hans Reinpold 1933/34 die Stelle, er durfte aber den Unterricht nicht gleich aufnehmen, weil die Schulbehörde seine Bestätigung monatelang hinauszögerte. Die Eltern waren schon sehr besorgt und bangten um ihre Schule. Hans Reinpold konnte nur von "Dezember 1933 bis Juni 1934" unterrichten. Danach ereilte ihn das gleiche Schicksal wie seinen Vorgänger, auch ihm wurde die Unterrichterlaubnis entzogen. Während des ganzen Jahres
1934/35 war die Schule geschlossen. Die Eltern blieben während der ganzen Krise standhaft, hielten zusammen und schickten ihre Kinder in keine andere Schule.

Der Verband deutscher Katholiken (VdK) kam schon langsam in arge Bedrängnis, denn woher sollte er die Lehrer für die Schulen nehmen, wenn die Schulbehörden weiter so verfahren sollten, den ihnen mißliebigen deutschen Lehrkräften die Unterrichtserlaubnis zu entziehen. Ein befriedigender Ausweg wurde durch die Versetzung des Lehrers Johann Bill von Pöchersdorf hierher gefunden. In einer internen Besprechung wurde vereinbart, daß sich die Tätigkeit des Lehrers auf die Schule beschränken und die der Wanderlehrer auf die Betreuung der Jugend ausweiten sollte. Diese Arbeitsteilung erwies sich als sehr vorteilhaft.

Lehrer Johann Bill mußte wieder Ordnung in die Schule bringen und den Unterricht intensivieren, um die in den letzten zwei Jahren entstandenen Lücken auszugleichen. Elternversammlungen, Familienabende und Schulaufführungen trugen dazu bei, die Niedergeschlagenheit zu beseitigen und neuen Lebensmut in die Schulgemeinde zu bringen. Auch die Wanderlehrer kamen nun öfters zu Besuch, sammelten die Jugend, bildeten mit ihr eine eigene Gruppe des VdK und führten viele Heimatabende nach dem Geschmack der jungen Leute durch. Lehrer Bill sollte durch diese Mithilfe der Wanderlehrer entlastet und aus den politischen Auseinandersetzungen herausgehalten werden. Wichtig war es, daß der Schulbetrieb wieder seinen rechten Lauf zum Wohle der Kinder nehmen konnte.

Die kulturelle und völkische Arbeit des Verbandes deutscher Katholiken erreichte einen Höhepunkt. Die Mitgliederzahl der Ortsgruppe stieg auf 92 (49 Männer, 14 Frauen, 13 Burschen und 16 Mädchen), ein Zeichen für das volle Bewußtsein, daß nur Einigkeit stark machen kann. Nachteilig machte sich bei der begonnenen Breitenarbeit (1937/38) das Fehlen eines entsprechenden Versammlungslokals bemerkbar. Es wurde der Beschluß gefaßt, ein eigenes "Deutsches Haus" zu bauen. Bald konnte ein geeigneter Bauplatz gekauft und ein Teil des Baumaterials beschafft werden. Zur Ausführung dieses Vorhabens kam es jedoch nicht mehr.

Der lang ersehnte Schulfriede mußte bald einer heraufziehenden Unsicherheit weichen. Die deutsch-polnischen Spannungen näherten sich ihrem Gipfel. Lehrer Johann Bill konnte am 28. Juni 1939 die Kinder mit den besten Wünschen noch in die Sommerferien entlassen, ein Wiedersehen danach gab es nicht mehr. Der Ausbruch der Kampfhandlungen war auch zugleich das Ende der Privatschule, die trotz vieler Schwierigkeiten und mancher Nöte ihre Aufgabe bei der Erziehung der Kinder und der Erhaltung des Volkstums voll erfüllte.

Angaben aus der Reinpold'schen Erhebung von 1934 über Kontrovers-Izydorowka:

Einwohner: 268 Deutsche, 402 Ukrainer,10 Polen, 12 Juden

Schule: einklassige Privatschule mit deutscher Unterrichtssprache, Religionsunterricht deutsch.
Die Ukrainer, Polen und Juden hatten in Izydorowka eine eigene öffentliche Schule.
Kirche: Pfarrei in Machlinitz, Predigt und Gesang deutsch
Berufe der Deutschen: 22 Landwirte, 6 Häusler, 7 Handwerker, l geistiger Beruf (Lehrer)
Besitz der Deutschen: 184 Joch, 29 Wohnhäuser, 23 Wirtschaftsgebäude

 


 

Hier eine Aufstellung der Familien, die Kontrowers 1939/40 verlassen mußten: 

Beutel Adalbert Putzlacher Johann
Böhm Johann Putzlacher Josef
Böhm Lorenz Persak Johann
Böhm Edmund Putzlacher Josef
Böhm Franz Raab Johann
Böhm Ignatz Reiter Stanislaus
Bill Johann Spitzner Georg
Frankenberger Anton Spitzner Martin
Frankenberger Edmund Spitzner Stanislaus
Fachst Felix Stark Otto
Goldscheidt Johann Stark Wenzel
Goldscheidt Josef Thürmann Albrecht
Hörl Josef Waselau Johann
Köstler Franz Weidl Franz
Köstler Johann Weidl Ernest
Kästler Georg Weidl Josef
Köstler Stanislaus Weidl Leopold
Keim Konrad Weidl Ignatz
Mühlbauer Peter    

Es waren 38 Familien mit insgesamt 200 Einwohnern.