Der Kampf um die deutsche Muttersprache


Daß sie zur polnischen Zeit ringen mußten um ihre deutsche Muttersprache, können wir noch
verstehen- Tatsache aber ist, daß sie schon zu Österreichs Zeiten für die deutsche
Muttersprache kämpfen und opfern mußten. Zum allergrößten Teil waren ja die Einwohner
Galiziens Ukrainer und Polen. Österreich gab Galizien 1867 die Selbstverwaltung und damit
begannen die Polen nach Strich und Faden zu polnisieren, In Österreich müssen sich
deutsche Siedler katholischen Glaubens gegen die Polnisierung zur Wehr setzen. Sie tun es,
indem sie deutsche Volksbüchereien gründen, sie tun es auch, indem sie Privatschulen bauen
und Privatlehrer unterhalten, um ihren Kindern deutschen Unterricht zu sichern. Das kostet
sie den Einsatz ihrer Fuhrwerke, das kostet sie viele Arbeitsstunden und das kostet sie auch
Geld. Ein Loblied für diese Opferbereitschaft sang der legendäre Dortrichter Christopf Weiß
von Machliniec bei der Einweihung einer solchen Privatschule.

Er war es auch, der sich mustergültig wehrte, als man das verbriefte Recht der Machliniecer
auf deutsches Kirchenlied und deutsche Predigt schmälern wollte. Der sonst sehr tüchtige
Pfarrer von Machliniec nahm das Hinzukommen einer kleiner Filiale mit etwa 20 polnischen
Katholiken zum Anlaß, um abwechselnd polnisch und deutsch zu predigen. Da verließen er
und alle deutschen Katholiken das Gotteshaus während der polnischen Predigt. Er schrieb
auch an das erzbischöfliche Amt in Lemberg und forderte die Einhaltung des verbrieften
Rechtes. Als keine Antwort kam, fuhr er mit einer Abordnung der Machliniecer selbst zum
Erzbischof Bilczewski. Dieser empfing sie mit den Worten: Ihr seit also die Machliniecer.
Von euch hört man ja schöne Sachen, Doch Weiß ließ sich nicht aus der Fassung bringen
sondern antwortete: Herr Erzbischof, wir sind nicht gekommen, daß wir gescholten werden,
wir sind gekommen, weil wir schimpfen wollen. Als ihm der Erzbischof die Eingemeindung
der Filiale mit Polen als vollendete Tatsache hinstellte, zog Weiß eine Liste mit sehr vielen
Unterschriften aus der Tasche und sagte: Die da unterschrieben haben, sind alles Landwirte
aus unseren Siedlungen, und da hat jeder noch eine Frau und 5 oder 6 Kinder. Für die spreche
ich jetzt. Wenn wir polnische Predigt kriegen sollen, so werden wir alle miteinander
evangelisch! Nun hatte die Exilenz die Pistole auf der Brust. Er entließ die Abordnung erst,
nachdem er sie vertröstet und beruhigt hatte.

Wie katholisch die Machliniecer waren, zeigten sie, als der Erzbischof kurz darauf zur
Firmung kam. Er wurde mit Ehrengeleit und Ehrenpforte sowie mit einer herzlichen
Begrüßungsrede des Dortrichters willkommen geheißen. Das beeindruckte den Kirchenmann
so sehr, das er Weiß zu sich bitten ließ. Er zeigte sich äußerst freundlich und bemerkte,
nirgends in Galizien sei ihm ein so festlicher Empfang zuteil geworden. Er wolle die alten
Mißhelligkeiten ruhen lassen. Und so blieb in Machliniec bis zur Umsiedlung in der Kirche
deutsches Lied und deutscher Laut.