Kurze Geschichte der deutschen Schreibschrift von 1900 - 1941


  Um 1900 war die deutsche Kurrentschrift mit verschiedenen Varianten die in Deutschland übliche Schreibschrift. Ludwig Sütterlin (1865-1917) vereinfachte die Formen der deutschen Kurrentschrift und schuf so die bekannte 'Sütterlin-Schrift' als Schulausgangsschrift für den Grundschulunterricht. Die Sütterlin-Schrift wurde ab 1914 versuchsweise in einigen, dann ab 1924 in allen preußischen Grundschulen verwendet. Bis 1930 hatte sich die Sütterlin-Schrift in den meisten Ländern des deutschen Reiches als Schulausgangsschrift durchgesetzt. Mit einem Erlass der Reichsregierung von 1934 wurde die 'deutsche Verkehrsschrift', die sich kaum von der Sütterlin-Schrift unterschied, reichsweit verbindlich eingeführt und ab 1935 in allen deutschen Grundschulen verwendet.

Das Ende für die deutsche Schreibschrift kam 1941. In diesem Jahr ersetzte die NS-Regierung per Erlass die deutsche Schreibschrift, die sie nun - völlig abwegigerweise - als 'Schwabacher Judenlettern' bezeichnete, durch die 'Normalschrift', d. h. durch die noch heute verwendete lateinische Schrift. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Ende des NS-Regimes verspürte man in Deutschland keinen Bedarf, die alte deutsche Schrift wieder einzuführen. Lediglich in Bayern wurde noch einmal von 1950 bis 1955 eine an die Verkehrsschrift von 1934 angelehnte deutsche Schrift als Zweitschrift neben der lateinischen Schrift im Grundschulunterricht verwendet.


Deutsche Kurrentschrift um 1900

Quelle: Süß, Deutsche Schreibschrift, Lehrbuch, S. 13.

Die Sütterlin-Schrift 1914-1934

Quelle: Süß, Deutsche Schreibschrift, Lehrbuch, S. 14.

Die Verkehrsschrift von 1934

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