Quelle :Bernhard Böhm
EGERLÄNDER
Heimatgeschichte
in der Machliniecer Sprachinsel
von 1823 - 1939/40 in Ostgalizien

Als Österreich in den frühen Jahren besonders durch die Aufteilung Polens 1772 in den Besitz Galiziens kam, besaß es bereits eine alte und bis in alle Einzelheiten ausgebildete Tradition der staatlichen Kolonisation. Durch die vielen Kriege und Schlachten, welche in den östlichen Landesteilen von Österreich- Ungarn tobten, mußten immer wieder weite Teile des Landes besiedelt werden.
Da man davon ausging, die Neubesiedlung mit deutschen Siedlern vorzunehmen, wurden die meisten von den schönen südwestdeutschen Ländern Böhmen und Mähren hergeholt. Obwohl diese Länder durch die Zerstörung des Dreißigjährigen Krieges sehr in Mitleidenschaft gezogen wurden, waren diese Staaten durch den raschen Bevölkerungszuwachs schon längst wieder aufgefüllt und neigten bei der herrschenden bäuerlichen Realteilung stets zur Übervölkerung.
Trotz der guten Lößböden war Ostgalizien noch weithin von Grenzwäldern überwuchert und dadurch schwach besiedelt. In den westlichen Teilen Galiziens verhinderten die schlechten Sandböden eine stärkere Besiedlung. Westgalizien war nur ein unbedeutendes Anhängsel des alten Galizien.
Nun versuchte man eine Schwerpunktverlagerung nach Osten, vor allem in das waldreiche Gebiet nordöstlich von Lemberg, dem Land südlich des Dnestr. Dazu wurden verschiedene Einwanderungspatente angewandt. Der Drang in die Stadt war bei den damaligen Siedlern sehr gering. Die meisten Ansiedlungen erfolgten unter der Herrschaft Maria-Theresias und Kaiser Franz Josef II., der Höhepunkt war 1774 erreicht und endete 1836. Der weitaus größte Teil der Siedlungen wurde am östlichen San angelegt. So wurden schon Ende des 17. Jahrhunderts folgende Siedlungen errichtet: Hohenbach, Reichsheim, Maidhof, Steinau, Königsberg, Schönanger, Josefsdorf und Wildental. Einige Jahre später kamen die Siedlungen Einsingen, Schumlau, Hartfeld, Kaltwasser, Münchenthal, Weisenberg, Ottenhausen Brünndorf dazu; weiter östlich Bruckenthal, Wiesenberg und Weinbergen. Die größten deutschen Siedlungen wurden südlich und nordöstlich von Lemberg gegründet. Es waren Dornfeld, Falkenstein, Kaiserdorf, Kranzberg, Josefsberg, Königsau und Brigidau.
Nach dem Tode von Kaiser Franz Josef II. kam Kaiser Franz I. an die Macht, damit hatte nun der österreichische Staat jedes Interesse an der weiteren Kolonisation verloren. Land zu vergeben hatten nur noch die galizianischen Gutsbesitzer polnischer oder ukrainischer Nationalität. Aber diese dachten an eine Modernisierung der Landwirtschaft und nicht an eine weitere Parzellierung ihrer Maierhöfe für deutsche Kolonisten. Sie wußten zwar die deutschen Siedler zu schätzen, aber ihnen wurden nur verstrauchte Hutweiden, in den meisten Fällen nur abgetriebene Waldböden, zugeteilt, auf denen die Baumstümpfe noch zu roden waren. Die Neusiedlungen durch Rodung wurde nun die Regel, vor allem im Karpatenvorland südlich des Dnestr.
Es ist Kaiser Franz I. nicht gelungen, den Zustrom nach Ostgalizien zu reduzieren, ab 1815 mußte mit der Neuansiedlung weiterer deutscher Kolonien begonnen werden. Sie setzte in Ostgalizien ab 1815 in Romanowka und Heinrichsdorf ein, ihnen folgten 1817 Deboldowka bei Dolina, Michalowka bei Rawa-Ruska sowie Bagingsberg bei Kolomea.
Im Jahre 1819 folgte das einsam gelegene Polowce. 1820 kamen die Siedlungen Konstantinowka und Mogila südöstlich Stanislau und viele andere hinzu. Auch Theodorshof, als eine der kleinsten Siedlungen in Ostgalizien, hat sich im Laufe der Jahre durch Zuwanderer aus anderen Kolonien zu einer selbständigen und wirtschaftsfesten Siedlung entwickelt.
Unter den bisher erwähnten Siedlungen und Kolonien in Galizien bildeten die Deutschen aus Böhmen und Mähren eine scharf abgehobene, nach Geschichte, Herkunftsgebiet und Lebensform selbständige Gruppe. Ihre Siedlungen sind zum größten Teil im ukrainischen Ostgalizien entstanden. Die wichtigsten waren 1811 Mariahilf bei Kolomoa, 1816 Teresowka südlich Dolina, 1823 Machliniec im Bezirk Zydaczow, dem sich etwas später noch Kornelowka, Neudorf (Nowe Siolo) und Izydorowka angliederten.
Die Deutschböhmen, wie sie in Galizien genannt wurden, stammten aus dem südlichen Egerland, aus der Gegend von Plan, Dachau und Pfraumberg. Sie siedelten insbesondere in Machliniece, Kornelowka, Nowe Siolo, Pächersdorf und Jammersthal. Durch ihre zähe, einfache und anspruchslose Art war es ihnen gelungen, sich schneller zu einer neuen Dorfgemeinschaft zu formen. Dank der schnell entwickelten Wirtschaftsstärke waren die Machliniecer in der Lage, 1868 Drösseldorf zu besiedeln und 1899 Kontrovers zu einer Siedlung auszubauen.
Den Siedlern aus Drösseldorf stand nur eine geringe landwirtschaftliche Fläche zur Verfügung, der Lebensunterhalt wurde zum größten Teil durch handwerkliches Einkommen bestritten. Das Zimmermannshandwerk war vorherrschend, ebenso in der Tochtersiedlung Kontrovers. Nowe Siolo (Neudorf) war zu dieser Zeit ein ukrainisches Dorf, jedoch gewannen die Deutschen durch Siedler aus Machliniece und Kornelowka bald die Mehrheit im Dorf. Selbst die deutsche Sprache (egerländischer Dialekt) hat sich unter den Ukrainern so verbreitet, daß oftmals nicht festzustellen war, wer Deutscher oder Ukrainer war, natürlich ließ sich die deutsche Mehrheit nicht unterdrücken.
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erarbeitet durch Bernhard Böhm.
bearbeitet von Dr. med. Oswald Rehmann
Bad Saarow, den 01. September 1990,
aus Anlaß des Familientreffens "Rehmann" in Bad Schmiedeberg vom 01. bis 02. September 1990.